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Ubstadt-Weiher

Die Gemeinde Ubstadt-Weiher entstand während der Verwaltungs- und Gebietsreform in Baden-Württemberg aus den vormals selbständigen Gemeinden Ubstadt, Weiher, Stettfeld und Zeutern. Der Zusammenschluss von Ubstadt und Weiher erfolgte am 1.4.1970, es war die erste freiwillige Fusion während der Reformphase in Baden-Württemberg. Am 1.9.1971 kam Stettfeld und am 1.1.1972 Zeutern zu dieser jungen Gemeinde.

Ubstadt

Schon 769 wird Ubstadt im "Codex Laureshamensis ", also dem Codex des Kloster Lorsch als "Villa Hubestat in pago Enzigowe " erstmals urkundlich genannt. 46 Jahre später erscheint es dann als in "pago Greichgowe " gelegen. Über Obestat (1161), Hubestat (1294) fand der Ortsname im Jahr 1705 zu seiner heutigen Schreibweise. Das ganze Mittelalter hindurch, bis zum Jahr 1802, gehörte Ubstadt zum Hochstift Speyer und war damit unter fürstbischöflicher Herrschaft, bevor es durch die Regelungen des Reichsdeputationshauptbeschlusses zur damaligen Markgrafschaft Baden kam. Ein Dorfadel, die "Edlen von Ubstadt " ist in zahlreichen Urkunden nachgewiesen. Residiert haben diese Ubstadter Herren in einer Burg, die in der Nähe der St. Andreas Kirche, am Bergel, vermutet wird. Überliefert ist auch das Wappen dieser Ritter, das drei silberne Sparren auf blauem Grund zeigt. Das Wappen findet sich heute in der Mauer beim Treppenaufgang zur Andreas-Kirche ebenso wie in einem Glasfenster des Rathauses in Ubstadt wieder. Im Jahr 1407 wird mit Gerhard von Ubstadt der Dorfadel letztmals genannt und ist vermutlich kurz darauf ausgestorben. Die Schrecken des Mittelalters - Pest und Krieg - verschonten auch Ubstadt nicht. Mehrmals, so auch im Jahre 1622 während des 30jährigen Krieges, zogen Truppen brandschatzend durch das Dorf und machten es nahezu dem Erdboden gleich. So erreichte die Bevölkerungszahl Ende des 17. Jahrhunderts einen Tiefstand. Noch einmal, zur Zeit der badischen Revolution, am 23. Juni des Jahres 1849 war Ubstadt Schauplatz eines Scharmützels zwischen preußischen Truppen und badischen Freischärlern. Die Badener hatten sich nach der verlorenen Schlacht bei Waghäusel in und um Ubstadt neuformiert. An das Gefecht erinnert seither ein Gedenkstein zu Ehren der gefallenen preußischen Soldaten. Dieser Stein steht noch heute am Ortsausgang von Ubstadt, Richtung Bruchsal, auf der Höhe des ehemaligen Steinbruchs. Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich das Dorf, dessen Bevölkerung um 1.200 Personen schwankte, bedingt durch den allgemeinen Strukturwandel vom reinen Bauerndorf mehr und mehr zum Arbeiterdorf. Drei Auswanderungswellen in Notzeiten brachte Einbrüche in der Bevölkerungszahl, bevor sie sich auch durch den Zuzug von zahlreichen Heimatvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg zunehmend stabilisierte und gleichmäßig zunahm. Im Jahre 1970, zum Zeitpunkt der Fusion mit Weiher, stellte sich Ubstadt als fast 3. 000 Einwohner zählendes, mit mehreren Klein- und Mittelbetrieben ausgestattetes Gemeinwesen dar, das bis heute eine stetige strukturelle Aufwärtsentwicklung erfahren hat.

Weiher

Während einige Funde bis in die Bronze- und Hügelgräberzeit zurückreichen, ist die Existenz einer festen Siedlung auf Weiherer Gemarkung urkundlich erst im Jahre 863 nachgewiesen. Das Dorf bestand damals nach den Texten des "Codex Laureshamensis" als Weiler beim Dorf Ubstadt im Kraichgau. Vom Kloster Lorsch kam der Ort über die Herren von Stettfeld in den Besitz der Adligen von Kißlau. Rund 125 Jahre lang, seit Ende des 12. Jahrhunderts, findet sich ein Adelsgeschlecht der "Herren von Wilre" Zentrum des Weilers war damals ein burgartig angelegter Gutshof, von dem heute noch Reste beim Pfarrberg im Süden des Dorfes unweit der Pfarrkirche St. Nikolaus zeugen. Wie fast der gesamte Raum gehörte Weiher danach bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts rund 520 Jahre lang zur speyerischen Machtsphäre. Wie ein roter Faden zieht sich in dieser Zeit die Geschichte des Dorfes durch die Urkunden und Texte. Im September 1802 kam das Dorf zur Markgrafschaft Baden und damit unter weltliche Herrschaft. Wenig bekannt ist das Schicksal des Ortes im 30jährigenKrieg. Jedenfalls war die Bevölkerung in den 60er Jahren des17. Jahrhunderts auf wenige Familien zusammengeschrumpft, was von großen Leiden in dieser Zeit zeugt. Wuchs die Bevölkerung in den Jahrhunderten zuvor kaum, steigerte sich die Einwohnerzahl im 19. und 20. Jahrhundert von 580 Einwohnern im Jahre 1809 auf nahezu 3.000 im Jahr 1970. Zwangsläufig musste im Laufe dieser Zeit die Infrastruktur angepasst werden. Neben einer regen privaten Bautätigkeit waren mehrere Schulhausnebenbauten sowie die Vergrößerung der Pfarrkirche notwendig. Weitere Stichworte in dieser Entwicklung sind der Bau der Eisenbahnlinie Heidelberg -Karlsruhe, der Aufbau der Wasserversorgung und der Elektrifizierung des Ortes. Die starke Veränderung der Bevölkerungszahl zog auch zwangsläufig eine Wandlung der wirtschaftlichen Grundlage nach sich. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft modernisiert und vor allem auf den Anbau von Sonderkulturen, für die der sandige Weiherer Boden besonders geeignet ist, umgestellt. Zunächst wurde in den Jahren 1830 bis 1935 in starkem Maße der Hopfenbau betrieben. Es folgte dann der Tabakanbau und schließlich bis heute die Kultur der Spargelpflanze. Mit dem Niedergang der Haupterwerbslandwirtschaft wandelte sich auch Weiher vom Bauerndorf zur Wohn- und Arbeitergemeinde. Ein großer Teil der Arbeitskräfte drängte aus der Landwirtschaft hinaus in das Gewerbe und in die Industrie. Diese hielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Gestalt einiger Zigarrenfabriken selbst Einzug in das Dorf. Doch brachte eine Krise dieses Industriezweiges die Tabakfabriken in Weiher um das Jahr 1930 zum Erliegen. So stellen heute die Auspendler den größten Bevölkerungsanteil. Bis zur Fusion mit Ubstadt im Jahre 1970 hat der Ort Weiher im Bruhrain eine Entwicklung vom kleinen Weiler zu einer geordneten, gesunden Gemeinde durchlaufen und geht gestärkt durch den Zusammenschluss mit drei Nachbargemeinden in die kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte.

Stettfeld

Der Ortsteil Stettfeld ist, wie verschiedene hier gemachte Funde und Ausgrabungen erkennen lassen, einer der ältesten Orte der näheren Umgebung. Bereits im 4. oder 5. vorchristlichen Jahrhundert siedelten am Rande des Hügellandes die Kelten, bis dann die Römer vom Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts hier ansässig wurden. Eine römische Station lag an der Kreuzung der Fernstraßen Basel-Heidelberg und Speyer- Heilbronn. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende römische Fernstraße konnte im Ortsbereich schon mehrfach nachgewiesen werden. Einer der bedeutendsten Funde der letzten Jahre ist ein Herkules Torso aus grünem Sandstein. Ein großes Gräberfeld im Bereich der heutigen Albert-Schweitzer-Straße zeugt von der damaligen Ortgröße des "vicus" Stettfeld. Nach dem Verschwinden der Römer war der Ort längere Zeit nicht besiedelt. Bis zum Mittelalter muss sich jedoch auch in Stettfeld die Bevölkerung so weit entwickelt haben, dass dort ein eigener Dorfadel ansässig war. Im Codex des Klosters Hirsau wird neben anderen Zeugen ein Folkerus de Stettuelt genannt. Schon früh kam Stettfeld in den Besitz der Edlen von Kißlau. Zum Ende des Jahres 1241 kaufte Bischof Konrad V. von Speyer die Güter, die Rudolph, Junker von Kißlau, in Stettfeld und Zeutern hatte. In diesem Kaufvertrag dürfte wohl die älteste heute bekannte schriftliche Namensnennung des Ortes zu finden sein. Auch die Bauernunruhen und Aufstände des 16. Jahrhunderts hinterließen ihre Spuren in Stettfeld. So zeugt die Begnadigungsurkunde vom 14. August 1525 auch von der Straffreiheit des damaligen Stettfelder Bürgermeisters Paul Dopf, nach dem heute eine Straße benannt ist. Der 30jährige Krieg scheint auch Stettfeld hart mitgenommen zu haben. Im vorigen Jahrhundert hat man im Gewann "In der Gasse" südöstlich des Dorfes Gebäudefundamente ausgegraben, die man den niedergebrannten Häusern des 30jährigen Krieges zuordnete. 1803 kam unsere Gegend vom Fürstbistum Speyer zur Markgrafschaft Baden. Ganz langsam vergrößerte sich der Ort, die Lebensbedingungen besserten sich und eine der ersten deutschen Eisenbahnlinien durchquerte die Gemarkung. Die industrielle Entwicklung in Bruchsal, die Errichtung einer Zigarrenfabrik im Ort und der Bau der Nebenbahn Bruchsal-Hilsbach im Jahre 1897 brachten gute Verdienstmöglichkeiten und einen gewissen Wohlstand. Durch die Randlage zwischen Kraichgau und Oberrheinischer Tiefebene können auf Stettfelder Gemarkung zwei Sonderkulturen angebaut werden. Neben dem Wein des Kraichgau findet man auch die Spargel der Hardt. Am 1. September 1971 gab die Gemeinde Stettfeld im Zuge der Gemeindereform ihre Selbständigkeit auf und kam als kleinster, wohl aber ältester Ortsteil zu der Gemeinde Ubstadt-Weiher.

Zeutern

Das Dorf Zeutern wird, wie so viele in unserer Gegend, urkundlich erstmals im Lorscher Kodex erwähnt. Die Jahresangabe "im zweiten Jahr des Königs Karl" lässt sich auf das Jahr zwischen dem 9. Oktober 769 und dem 8. Oktober 770 eingrenzen, da die Regierungsjahre König Karls am 9. Oktober begannen. Diese Urkunde zeugt von einem Tauschgeschäft von Besitztümern in dieser "villa ziuterna" die damals vom Kloster an einen Mann namens Dodo weitergegeben wurden. Über das Kloster Odenheim, in unmittelbarer Nähe von Zeutern gelegen, kam das Dorf 1225 zu den Edlen von Kißlau und von dort 16 Jahre später an den Fürstbischof von Speyer. Auch Zeutern weist einen eigenen Dorfadel auf. Seit dem Jahr 1272 ist dieses Geschlecht nachweisbar. Berühmtester Spross ist wohl der Minnesänger Reinmar von Zweter. Dieser Reinmar, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in Zeutern geboren, zog, wie viele Minnesänger durch Süddeutschland und lernte dabei auch Walter von der Vogelweide kennen. Dass Reinmar zu den bedeutendsten Dichtern des Mittelalters gehörte, zeigt die Aufnahme einiger seiner Lieder und Gedichte in die Manesse-Handschrift. Zahlreiche Kriege berührten und beeinflussten das Dorf über die Jahrhunderte. An eine besondere Begebenheit im polnischen Erbfolgekrieg erinnert die Franzosenhohle, die vom östlichen Ortsausgang von Zeutern in Richtung Östringen führt. Dort sollen im Jahre 1734 300 französische Soldaten von kaiserlichen Truppen schwer geschlagen und viele getötet worden sein. Einen besonderen Ruf hat Zeutern als Weinbaugemeinde erhalten. Seit dem Jahre 1150, also seit nahezu 850 Jahre, ist Weinbau in dem kleinen Kraichgaudorf nachweisbar. Seinerzeit spendete Sigifrid, Dekan des Landkapitels in Pforzheim, dem Kloster Hirsau 7 Talente "zum Kauf eines Weinbergs in Zeutern " Über die Jahre hinweg ist dem Dorf der Weinbau erhalten geblieben und hat seinen Ruf weit über die Grenzen von Ubstadt-Weiher hinausgetragen. Neben dieser landwirtschaftlichen Struktur konnte Zeutern bereits seit Mitte des 10- Jahrhunderts kleinere und mittlere Industriebetriebe im Ortsteil "Waldmühle " aufweisen. Am Anfang als Zweigstelle der Zuckerfabrik Waghäusel gebaut, beherbergten die dortigen Gebäude eine Gerberei und heute eine Metallwarenfabrik. Geprägt von einer stetigen Aufwärtsentwicklung hat sich Zeutern bis zu seiner Fusion mit Ubstadt-Weiher im Jahre 1972 zu einer liebenswerten Kraichgaugemeinde entwickelt, die sich mit den 3 übrigen Ortsteilen von Ubstadt-Weiher zu einer harmonischen Einheit verbindet.

Gemeindeentwicklung Leitbild

Im Juli 2015 machte sich die Gemeinde auf den Weg, um in einem breit aufgestellten Bürgerbeteiligungsprozess ein Leitbild für Ubstadt-Weiher zu entwickeln. Bis dahin war ein langer Weg. Zuvor hatte man Bürger-Cáfes und Ortsteilrundgänge durchgeführt und die Bevölkerung in einer Online-Befragung bzw. mittels Fragebogen zu verschiedensten Themenbereichen wie Wohnen, Arbeiten und Versorgung, Soziales, Kultur und Freizeit, Mobilität und Verkehr befragt. Anhand dieser Ergebnisse hat der Gemeinderat ein Leitbild erarbeitet, an dem sich künftiges Handeln der Gemeinde orienteren soll. Das Leitbild richtet sich nicht nur an Gemeinderat und Verwaltung , sondern vielmehr sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich aktiv in das Gemeindewesen einzubringen, so dass eine nachhaltige Entwicklung entsteht und ein sozial stabiles Miteinander auch in Zukunft möglich ist.