Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt Kraichbach
Hochwassergefahrenkarten für Ubstadt-Weiher haben 2013 gezeigt, dass bei einem hundertjährlichen Hochwasser ein großes Gefährdungspotential für die Ortschaften Weiher und Ubstadt besteht. Im Planungsprozess ist das Hochwasserschutzprojekt zu einem Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt gereift. Die Maßnahmen für den Hochwasserschutz werden mit weitreichenden Renaturierungsmaßnahmen am Gewässer verbunden. Dabei wird auch das Naturschutzgebiet „Bruch bei Stettfeld“ wieder an das Überflutungsgeschehen angebunden.
Die Gemeinde Ubstadt-Weiher ist als Planungsträger bis zur Planfeststellung Projektpartner des Regierungspräsidiums Karlsruhe.
Projekt „HÖP Kraichbach“ bedeutet Hochwasserschutz und Ökologie
Die Gefahr von Hochwasser ist bei Flüssen und Bachläufen bekanntlich allgegenwärtig. Umso erfreulicher ist es, dass die Gemeinde gemeinsam mit dem Land Fortschritte erzielt hat bei dem Projekt „Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt Kraichbach“, das in den vergangenen Jahren entwickelt und geplant wurde. Um die besten Lösungen wurde viel gerungen. Bei einer Informationsveranstaltung im November 2021 war das Projekt der interessierten Öffentlichkeit in seiner ganzen Vielfalt vorgestellt worden und hat breite Zustimmung erfahren. Zuvor waren die Eigentümer der Privatgrundstücke, die in die Planung einbezogen sind, von der Gemeindeverwaltung persönlich angeschrieben und umfassend informiert worden, außerdem wurde ihnen die Möglichkeit zu individuellen Informationsgesprächen geboten. Die aufwändigen Genehmigungsunterlagen befinden sich in der Endabstimmung, so dass in den nächsten Wochen die Einreichung des Antrags auf Planfeststellung erfolgen wird.
Wir haben hier für Sie die Maßnahmen, die dem Antrag zugrunde liegen, stichpunktartig zusammengestellt und verweisen darüber hinaus auf die Homepage der Gemeinde (www.ubstadt-weiher.de), wo Sie die dazugehörige Kartendarstellung finden.
Mit der Umsetzung der Maßnahmen M 3 bis M 5 gelingt es, in den Ortschaften Ubstadt und Weiher Flächen, die in den Hochwassergefahrenkarten bei einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ 100) als Überschwemmungsgebiet (ÜSG) gelten, obwohl der Kraichbach auch bei Hochwasser unterhalb der B 3 in Ubstadt aufgrund eines Schützbauwerkes so reguliert ist, dass nicht mehr als 12 cbm/sec Wasser weitergeleitet werden. Doch aufgrund von Abflussdefiziten in Form von punktuellen Dammfehlhöhen ist in der Kartendarstellung ein Überströmen und Versagens des Dammes dargestellt. Es gelingt mit den vorgesehenen Maßnahmen die Bereiche in den Ortschaften Ubstadt und Weiher, die deshalb als Überschwemmungsgebiet gelten, so zu schützen, dass sie nicht mehr als ÜSG gelten. Das bringt nicht nur die gewünschte Sicherheit sondern bedeutet auch die Aufhebung der strengen Baurestriktionen und Ausgleichsverpflichtungen sowie Verbesserungen beim Versicherungsschutz. Gleichzeitig gelingt aber auch eine ökologische Aufwertung des Gewässers, die der Gewässergüte sowie der Flora und Fauna sehr zugute kommt. Dazu trägt insbesondere die Schaffung eines breiten Entwicklungskorridors für das Bachbett bei. Das Gesamtprojekt ist aktuell auf mind. rd. 10 Millionen Euro geschätzt. Die Gemeinde ist an den Ausgaben, die den Hochwasserschutz betreffen mit einem Interessensanteil von rd. 30 % beteiligt. Im Haushaltsplan sind dafür schon seit geraumer Zeit rd. 3 Millionen Euro in den nächsten Jahren vorgesehen und in der mittelfristigen Finanzplanung als Ausgaben dargestellt.
Als weitere Aufgaben stellen sich der Gemeinde der Hochwasserschutz am Kraichbach oberhalb der B 3 in Ubstadt und Maßnahmen am Katzbach. Ein Hochwasserrückhaltebecken zum Schutz des Ortslage in Zeutern und zur Entlastung des Katzbaches befindet sich derzeit in Zeutern oberhalb des Besingbachs im Bau.
Planungsphase für das HÖP Kraichbach
Planungsphase für das HÖP Kraichbach (Hochwasser- und Ökologieprojekt) vor Finalisierung – wie verlief die Entstehungsgeschichte und warum dauert so etwas jahrelang?
Bereits im Mitteilungsblatt vom 27. Januar 2022 war ausführlich über den Sachstand des HÖP Kraichbach (Hochwasser- und Ökologieprojekt) berichtet worden. Hier möchten wir nochmals auf die Entstehungsgeschichte eingehen und Gelegenheit bieten, sich objektiv zu informieren.
Ein nachhaltiges Maßnahmenkonzept für Hochwasserschutz und –rückhalt zu erarbeiten und mit allen betroffenen Belangen gründlich abzustimmen ist ein komplexes Unterfangen. Dazu bedarf es neben akribischer Berechnungen umfassender modelltechnischer Abbildungen des Wasserhaushalts und des Abflussverhaltens und muss auch die Topographie des Einzugsgebietes mit GIS-Werkzeugen analysiert werden. Mit den Modellergebnissen wurde zunächst die Hochwassersituation bzgl. HQ 100 bis HQ extrem untersucht. Darauf aufbauend wurden mögliche Schutz- und Rückhaltemaßnahmen konzipiert und in ihrer Einzel- und Zusammenwirkung untersucht. Neben Hochwasserschutz und Wasserrückhaltung sind bei einer Konzeptentwicklung selbstverständlich auch der Erhalt und/oder die Verbesserung der Gewässerökologie, die Wiederherstellung des natürlichen Wasserhaushalts, das Einfügen der Bauwerke in Landschaft und Umgebung und im Falle des Kraichbachabschnitts zwischen Ubstadt und Stettfeld der behutsame Umgang mit den Anforderungen des Naturschutzes (betroffen ist das NSG „Bruch“) zu berücksichtigen. Dabei ist die Maxime, den Eingriff in das Ökosystem möglichst schonend und gering zu halten. Aber auch die durch den Klimawandel zu erwartenden Veränderungen waren in die Überlegungen miteinzubeziehen.
Allen interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern empfehlen wir, sich aus erster Hand Informationen zu beschaffen und weisen auf die auf der Homepage der Gemeinde (www.ubstadt-weiher.de) bereitgestellten Vortragsinhalte der Fachreferate, die bei der Öffentlichkeitsveranstaltung in November 2021 der Zuhörerschaft präsentiert worden waren, hin. Die Planung für das Projekt ist erarbeitet und steht vor der Antragsstellung. Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt Karlsruhe, das im Rahmen des Planfeststellung neben der Anhörung der Träger öffentlicher Belange auch eine verfahrensrelevante Öffentlichkeitsbeteiligung durchführen wird.
Das Land Baden-Württemberg fördert die Planung mit rd. 76 % der Auftragssumme. Die Kostenverteilung für den Bau der Hochwasserschutzmaßnahmen werden sich Land und Gemeinde im Verhältnis 70/30 teilen, wobei das Land zusätzlich die Aufwendungen für die Gewässerökologie alleine trägt, was auch für die Planung bereits galt.