Der Hardtsee sieht rot – DLRG Ubstadt-Weiher begrüßt brandneues Rettungsboot
Erstelldatum16.04.2025
Bei einer gar nicht mal so kleinen Feierstunde wurde das neue, auf Aluminium basierende und eigens für die DLRG am Hardtsee angefertigte Rettungsboot nun seiner offiziellen Bestimmung übergeben.
Nach seinen beiden Vorgängern „Piefke“ und „Emma“ ist „Günter“ dabei in Sachen Praxistauglichkeit noch mal ein deutliches Upgrade nach oben. Das im Allgäu gefertigte Leichtgewicht bietet deutlich mehr Platz im Inneren, so dass unmittelbar nach der Bergung von leblosen Personen mit der Reanimation begonnen werden kann, ohne dass sich die Besatzung dabei gegenseitig im Weg steht. Der Außenbordmotor verzichtet gänzlich auf eine Schraube, setzt stattdessen auf das innovative Jet-System, das die Gefahr von Verletzungen von Rettern, Tauchern oder Badegästen im Wasser künftig ausschließt. Zudem gibt es Trittflächen am Heck und – klein, aber wichtig – ein Sonnendach zum Schutz der Rettungskräfte an sonnigen Tagen.
Über 80.000 € hat das Schmuckstück gekostet, deutlich mehr als ursprünglich veranschlagt, doch durch die zwischenzeitlich spürbar angezogene Wirtschaftskrise ist insbesondere Aluminium als Werkstoff so teuer geworden, dass die Kosten regelrecht davon galoppiert sind. Dennoch muss man das Ganze in Relationen sehen: Wenn die Feuerwehr ein neues HLF 10 anschafft, wird hier problemlos eine halbe Million Euro fällig. Gebraucht werden beide Fahrzeuge – die Sicherheit von Menschen sollte am Ende ohnehin kein Preisschild haben.
Auch am Hardtsee hat Günter einen handfesten Job, ist nicht einfach nur „nice to have“. Wenn ein Surfer oder eine Schwimmerin weit draußen auf dem Wasser Hilfe benötigt, reicht es eben nicht aus, in Baywatch-Manier mit einem Schwimmbrett ins Wasser zu rennen – dann muss die Hilfe schnell und ohne Zeitverlust erfolgen. Zudem ist der Hardtsee nicht nur ein kleines Planschwasser, sondern eines der größten Freizeitzentren in der Region, das gerade im Sommer von zehntausenden Besucherinnen und Besuchern aufgesucht wird.
Besonders an heißen Tagen wimmelt es hier derart von Menschen, dass die Einsatzkräfte des DLRG ihre liebe Not haben, das dichte Treiben im Wasser adäquat im Blick zu behalten. Ein modernes Boot auf dem Stand der Zeit ist daher ein essenzielles Werkzeug, um dieser verantwortungsvollen Aufgabe angemessen nachgehen zu können.
Hier muss auch keine Überzeugungsarbeit geleistet werden – das versteht wirklich jeder, und deshalb ist die Spendenbereitschaft bei diesem Projekt auch mehr als beeindruckend. Der Bundesverband DLRG und die Gemeinde Ubstadt-Weiher haben als Großspender den Löwenanteil der Gelder beigesteuert, doch auch die vielen Zuwendungen aus der örtlichen Wirtschaft und vor allem jene aus den privaten Geldbeuteln der Menschen in Ubstadt-Weiher waren aufopfernd, kompromisslos, großzügig – und daher außergewöhnlich.
Bei der kleinen Feierstunde, moderiert von Ivonne Heilmann-Etzbach, Vorsitzende der DLRG Ubstadt-Weiher, wurde diese Großzügigkeit und dieses Engagement gebührend hervorgehoben. Für die Gemeinde sprach Bürgermeister-Stellvertreter Patrick Wippel ein paar Grußworte, die beiden Geistlichen Pfarrerin Helm und Pfarrer Donner segneten danach „Günter“ – für alles, was da kommen, oder bevorzugt nicht kommen möge.
Benannt wurde der neue rote Flitzer, der im Anschluss vom DLRG-Goldkehlchen Steffi Schulz und der ganzen Crew mit einer adaptierten Version von Wencke Myhres „Er hat ein knallrotes Gummiboot … äh Rettungsboot“ besungen wurde, nach Günter Grein, dem ersten DLRG-Bootsführer auf dem Hardtsee. Bevor der Leiter des Bootswesens, Stefan Pernfuß, noch ein paar Fakten über Aluminium-Günter vom Stapel ließ, war es der Namenspatron selbst, der das neue Boot die Taufe zuteilwerden ließ.
Künftig wird Günter also der feuerrote König des Hardtsees – 40 Hektar Wasserfläche, die ihm zu Füßen oder vielmehr vor dem Bug liegen. Mögen seine Einsätze langweilig, routiniert, professionell, aber niemals tödlich ernst sein.