Regenüberlaufbecken in Stettfeld verhindert Wasserverschmutzung
Erstelldatum31.10.2024
Aus den Augen, aus dem Sinn – so könnte man unser Verhältnis zu den von uns erzeugten Abwässern umschreiben. Zuerst fließt es durch die Leitungen Ihres Hauses in den öffentlichen Kanal unterhalb der Straße, der seinerseits in einen zentralen Abwasserkanal mündet, von dem es direkt zum Klärwerk und damit zur Wiederaufbereitung fließt. Das funktioniert in der Regel auch reibungslos, doch wenn zusätzliches Wasser hinzukommt, etwa wenn es etwas heftiger regnet, kommt das System schnell an seine Grenzen. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die Mischung aus Schmutzwasser und Grauwasser direkt in unsere Bäche und Flüsse einzuleiten.
Bisher erfolgte der Abfluss des schmutzigen Mischwassers in die natürlichen Gewässer allerdings schon sehr niederschwellig. Das Wasser steigt im Kanal auf eine gewisse Höhe, überwindet einen kleinen Betonwall und fließt in den benachbarten Katzbach.
Was kann man nun also tun, um zumindest das Schlimmste abzumildern? Es geht erst einmal darum, die erste Fuhre Dreck und Unrat aus unseren Wasserläufen fernzuhalten. Dieser sogenannte „First Flush“, also all der Dreck und Unrat, der gleich zu Beginn eines Regens im Kanal aufgewirbelt und abgeschwemmt wird, muss irgendwie abgefangen werden. Denn alles, was danach kommt, ist zwar noch nicht klinisch rein, aber im Grunde nur eine extrem stark verdünnte Variante dieses ersten Schwalls. Um diesen First Flush adäquat vom Übertritt in den Katzbach abzuhalten, entsteht hinter der alten Schule in Stettfeld, dort, wo früher die Schulkinder ihre Pause verbracht haben, ein unterirdisches, gigantisches Regenüberlaufbecken mit einem Durchmesser von 23 Metern und einer Höhe von etwa 8 Metern. Es hat eine Kapazität von etwa 1,7 Millionen Litern und kann einen maximalen Zufluss von 1.350 l/s händeln. Dieses Becken ist dafür gedacht, den ersten und schlimmsten Schwall Dreckwasser – den First Flush – sicher zu verwahren, bis er später, wenn die Situation sich wieder normalisiert hat, kontrolliert Richtung Kläranlage abgeführt wird.
Das Becken kann dann mittels Entleerungsstrudel gespült werden. Die Feststoffe werden vom Boden gelöst und in den Kanal zur Klärung weitergeleitet.
Der Gemeinderat Ubstadt-Weiher hat nun grünes Licht für die Anlage gegeben, die unterm Strich etwa 3,8 Millionen Euro kosten wird und nicht nur für Stettfeld, sondern auch für das benachbarte Zeutern zuständig ist. Die Bauleitung wird dabei von Willaredt Ingenieure aus Sinsheim übernommen. Bei einem Pressetermin vor Ort in Stettfeld erläuterte Bauingenieur Jonas Bauknecht am Freitag im Beisein von Bürgermeister Tony Löffler das geplante Vorhaben im Detail. So wird auf (oder vielmehr unter) dem ehemaligen Pausenhof der Stettfelder Schule und auch auf dem Areal des danebenliegenden Spielplatzes mit Baustart Ende des Jahres zuerst damit begonnen, die Baugrube auszuheben. Diese hat gigantische Ausmaße: 6400 m³ Bodenaushub werden anfallen, um den etwa 2100 Tonnen schweren Stahlbetonbau aufnehmen zu können. Im Zuge der Bauarbeiten muss auch die kleine Holzbrücke über den Katzbach abgebaut und später erneuert werden; das Bachbett wird eigens dafür um ein paar Meter verlegt. Auch wenn sich das erst einmal brachial anhört, bleibt am Ende kaum etwas übrig, das an der Oberfläche zu sehen wäre. Die gesamte Konstruktion verschwindet im Untergrund; auf dem massiven Stahlbetonboden wird der besonders von den Vereinen genutzte kleine Platz wieder instand gesetzt. Auch der Spielplatz wird ein Comeback erleben, schöner als je zuvor. Eine kleine Römerburg für Kinder soll hier errichtet werden, die Aufenthaltsqualität des Geländes deutlich erhöhen. Besonders schön für ungestörte Aufenthalte mit der Familie, ebenso für Vereinsaktivitäten und Straßenfeste: In das kleine technische Funktionsgebäude, von dem aus die Anlage kontrolliert und gewartet werden kann, wird eine öffentliche Toilette installiert – ein Novum in der Stettfelder Ortsmitte.
Klappt alles wie vorgesehen, soll die Baumaßnahme in etwa eineinhalb Jahren, im Frühjahr 2026, abgeschlossen werden. Der Bau wird vom Land Baden-Württemberg mit Zuschüssen in Höhe von 65 % der Kosten gefördert. Am Ende eine äußerst sinnvolle und wichtige Investition in den Gewässerschutz und die intakte Natur unserer Heimat, so Bürgermeister Tony Löffler in einem kurzen Fazit.
(Einen ausführlichen Bericht mit Bildern finden Sie unter www.hügelhelden.de.)