Das Gefecht bei Ubstadt: Preußen siegt – und schreibt die Geschichte – Teil 3/3
Erstelldatum27.06.2024
Die Schlacht bei Waghäusel ging für die Badische Revolution letztlich verloren, der Rückzug wurde zur Flucht vor den Preußen.
Doch die verloren auch in Ubstadt viel Zeit durch das energische Dagegenhalten der Freischärler. Zwar konnte die Einnahme des Dorfs letztlich nicht verhindert werden. Doch war es gelungen, den Vormarsch der preußischen Truppen in Richtung Karlsruhe so lange aufzuhalten, dass sich die Reste des Revolutionsheers bis Rastatt zurückziehen konnten. „Trotz der taktischen Niederlage im Kampf war somit das Gefecht für die badische Seite ein operativer Erfolg“, schrieb Dr. Waldis Greiselis vom Heimatverein Ubstadt-Weiher einmal zum Ubstädter Scharmützel, an das heute zwei Gedenksteine erinnern. Dabei gab es lange nur einen.
Gemeint ist die „Preußensäule“ am Ortsausgang Ubstadt in Richtung Bruchsal – oder in Richtung Mülldeponie, ganz nach persönlicher Lesart. An dieser Stelle gab es eine Attacke preußischer Ulanen, die mit langen Lanzen bewaffneten Soldaten gingen gegen die abziehenden Revolutionskämpfer vor, jedoch brach die Attacke im Abwehrfeuer der Aufständischen zusammen. Vier Gefallene blieben zurück, ein Offizier und drei Soldaten aus den Mannschaftsgraden, alle vier gehörten dem Königlich Preußischen Ulanen-Regiment Nr. 8 an, das bereits im Mai 1850 die Preußensäule errichtete.
Der unterlegenen Seite war dies verboten. Bereits nach der Schlacht von Waghäusel wurde durch die preußischen Besatzer jegliches Gedenken an die Freiheitskämpfer untersagt, Denkmäler für die preußischen Soldaten waren hingegen allenthalben zu finden. Neben der Preußensäule bei Ubstadt sei nur beispielhaft an das für die gefallenen preußischen Husaren errichtete Denkmal in Waghäusel erinnert, bei dessen Einweihung 1851 auch der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck teilnahm.
Am 23. Juli 1849 kapitulierten die Revolutionäre nach dreiwöchiger Einschließung schließlich auch in Rastatt, die Revolution war gescheitert. Gouverneur von Rastatt wird nun ein preußischer General, die badischen Kämpfer legen schweigend die Waffen nieder, rund 5.600 Mann, sowohl Offiziere als auch Freischärler und Mannschaftsgrade werden in den Forts der Festung gefangengesetzt. Auch die badische Armee wird aufgelöst, um später neu aufgebaut zu werden, unter preußischer Führung selbstverständlich, während viele Revolutionäre ins Exil gehen. Andere werden hingerichtet oder zu langen Haftstrafen in preußischen Gefängnissen verurteilt.
Erst seit wenigen Jahren tritt nun auch die unterlegene Seite der Badischen Revolution wieder ins öffentliche Gedächtnis, denn letztlich ging es ihr um Demokratie im Land. Und wieder war Waghäusel ein Bezugspunkt, zum Gedenken an 40 Jahre Grundgesetz wurde hier die Verfassungssäule errichtet, und vom damaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts und späteren Bundespräsidenten Roman Herzog enthüllt. Zum 150. Jahrestag der Schlacht bei Waghäusel wurde dann das im ersten Teil unserer Serie thematisierte Freiheitsdenkmal eingeweiht, und seit 2001 steht dem preußischen Husarendenkmal ein Erinnerungsstein für die Freiheitskämpfer gegenüber.
Und auch in Ubstadt werden lange unterschlagene Aspekte der deutschen Geschichte sprichwörtlich in Stein gemeißelt. Neben der Preußensäule erklärt eine Informationstafel des Heimatvereins von Ubstadt-Weiher die Hintergründe, während ein Gedenkstein bei Ubstadt, am Kallenberger Weg, an die gefallenen Revolutionäre erinnert, die für Badens Freiheit stritten, aber auch für die Demokratie und Deutschlands Einheit.
Denn letztlich scheiterte die Badische Revolution in Waghäusel ebenso wie in Rastatt, oder auch in Ubstadt. Und doch war das, was im Sommer 1849 in unserer Region geschah, nicht weniger als ein Meilenstein demokratischer Traditionen. Aktiv an diese zu erinnern – und daran, dass unser Leben in einem freien, in einem demokratischen Land absolut keine Selbstverständlichkeit ist, ist Sinn und Zweck auch dieses Textes, wie auch der Ausstellung, die am Montag, den 24. Juni eröffnet wird, und ab dem 25. Juni 2024 im Rathaus in Ubstadt zu sehen ist.
Sie beleuchtet die Geschehnisse noch deutlich präziser. Denn wer sich für unsere Demokratie interessiert, der sollte sich auch dafür interessieren, wie für sie gestritten wurde. Damals, vor 175 Jahren.
